Sonntag - "O seliger Sonntag"
Die Jubiläumsfesttage fanden in dem Festgottesdienst, am Sonntag, den 13. Mai 2012 einen würdevollen Höhepunkt.
Diesem durch Apostel Gerald Bimberg gehaltenen Gottesdienst wurde das Bibelwort aus 1. Mose 28,15 zugrunde gelegt:
„Und siehe, ich bin mit dir und will dich behüten, wo du hinziehst, und will dich wieder herbringen in dies Land. Denn ich will dich nicht verlassen, bis ich alles tue, was ich dir zugesagt habe.“.
Nach dem eigens für diesen Zweck gedichteten Jubiläumslied "PREIS DIR, GOTT, SIE STEHET NUN" nach der Melodie "Großer Gott wir loben Dich", dem Eingangsgebet, Verlesung des Bibelwortes und der durch Blechbläser vorgetragenen Intrade „Großer Gott wir loben Dich“ erfolgte eine Lesung aus der Geschichte dieses Kirchengebäudes.
„Woher, wohin,
zu wessen Sinn
und Worten
öffnete dies Haus
im Zeitenlauf
hier seine Pforten?“
Auf diese Fragen gab es aus der Geschichte heraus eine vielschichtige Antwort.
Der Chor leitete mit dem Lied „O, Bethanien, du Friedenshütte" auf die Predigt des Apostels Bimberg über.
Nachstehend seien einige Gedanken aus der Predigt wiedergegeben.
Apostel Bimberg ging zu Anfang kurz auf den Muttertag ein. Die Mutter ist der Wachstumsboden des neuen Lebens. Gerade in der vorgeburtlichen Zeit und während der ersten Lebensjahre geschieht Wichtiges für das neue Leben. Er zitierte einen alten Jesuiten der einmal gesagt hatte: „Gebt mir ein Kind bis zum 10. Lebensjahr und dann können alle Teufel darauf gehetzt werden, sie werden nicht ändern, was ich in das Kind hineingelegt habe.“ Darin unterstrich er die Wertigkeit der elterlichen und insbesondere der mütterlichen Erziehung und äußerte seinen Dank den Müttern gegenüber.
Eine Kirche ist ein Haus wo Gottesdienste gehalten werden, wo die Nähe und Gegenwart Gottes spürbar und lebendig sich in Wort und Sakrament offenbart. Der Wert einer Kirche, eines Tempels wird nicht durch das Äußere sondern aus dem Inhalt bestimmt: dem Tempelschatz – die Gemeinde. Beides (Kirche und Gemeinde) sind unter dem Wirken Gottes und seines Heils eine permanente Baustelle der Entwicklung des Unvergänglichen hin zum Ewigen.
Er ging auf das Bibelwort und dessen geschichtliche Einbettung ein. Es ist der Begebenheit von Jacob und Esau entnommen. Esau trachtete nach dem Verlust des Erstgeburtssegens durch den Verkauf desselben gegen ein Linsengericht durchaus nach dem Leben von seinem Bruder Jacob. Rebekka hat diese Situation erkennend Jacob in die Ferne zu ihrem Bruder Laban geschickt. Auf den Weg dorthin hatte Jacob die besondere Gottesbegegnung. Im Schlaf auf einen Stein sah er das Bild einer Himmelsleiter (aufgeschüttete Rampe mit Stufen). Gott stand nahe dabei und die Engel zogen hinauf und hernieder. Gott erneuerte die Verheißung, die er einst Abraham gegeben hatte. Das Bild der zuerst aufsteigenden Engel symbolisiert die Allgegenwart Gottes schon weit vor dieser Begegnung, denn die Engel waren schon da. Der Apostel verwies auf den Psalm 139, 8-10 worin es heißt: „Führe ich gen Himmel, so bist du da; bettete ich mich bei den Toten, siehe, so bist du auch da. Nähme ich Flügel der Morgenröte und bliebe am äußersten Meer, so würde auch dort deine Hand mich führen“. Die Zusicherung der Gegenwart Gottes äußerte sich auch später dem Mose gegenüber: der mitziehende Gott. Wo Gottes Volk ist, ist auch Gott da. Gott ist bei den Seinen, egal wo sie sind. Der repräsentativste Vertreter Gottes, sein Sohn, Jesus Christus, war mitten unter den Menschen und viele haben ihn nicht erkannt. Der Apostel verwies auf die vielen geschichtlichen Begebenheiten in denen nach Gott gefragt wurde. Er (Gott) aber war da: beim Auszug aus Ägypten, bei der Wüstenwanderung des Volkes Israel, in den Gefangenschaften und in vielen anderen Begebenheiten.
Jacob hat dann einen Gedenkstein aufgerichtet und hat die Stätte Bethel (= Haus Gottes) genannt. Dann kam noch etwas Besonderes hinzu: Jacob salbte den Stein mit Öl. Es sei wohl in der Geschichte das erste Mal die Erwähnung einer Salbung. Öl bedeutete Aussonderung (Heraushebung aus dem Alltäglichen) und Übereignung (in die Hand Gottes). Öl vermischte sich schwer bzw. nicht mit anderen Flüssigkeiten. Somit sollte durch die Salbung die Stätte nur Gott geweiht sein, nur Gott sollte sich dort offenbaren.
Gott braucht keine menschlichen Voraussetzungen, er erneuert den Bund und er beruft und führt; so war es bei Mose und später bei Saulus. Wichtig ist die Ergreifung der Hand Gottes.
Gottes Haus ist die Pforte zum Himmel. Gott hat sich über die Jahre nicht gewandelt; es ist der gleiche Gott wie damals: „Siehe ich bin bei Dir alle Tage bis an der Welt Ende“. Vorstehende Aussage ist örtlich und zeitlich zu sehen. Der Apostel ging noch auf weitere göttliche Zusagen ein. Er hob auch die stetige Entwicklung hervor. So wie sich das Alte Testament im Neuen Testament fortsetzt, setzt sich auch heute vieles fort. Entwicklung geht weiter. So ist auch das alte Wort „…ich will dich wieder herbringen in dies Land“ ein modernes Wort. Wir verbinden dieses Wort mit dem heutigen Volk, welches auf die Vollendung wartet. Unser Bitten bleibt: „Herr komme bald!“.
Es diente nach dem Beitrag des Chores „Eins bitte ich vom Herrn….“ noch der Thüringer Apostel Rolf Wosnitzka. Er erinnerte, angeregt durch dieses besondere Jubiläum, an die vielen besonderen Begegnungen in diesem Gotteshaus, beginnend 1978 mit dem Besuch des Stammapostel Ernst Streckeisen bis hin zu den herausragenden Ereignissen der vergangenen Jahre. Er erwähnte auch die Jugendgottesdienste, die hier erlebt wurden. Einmal sprach ein Bruder ihn an und bat ihn doch der im Haus wohnenden, bettlägerigen Witwe des Bezirksapostels Kortüm das Abendmahl zu bringen. In tiefer Bewegung hat diese Frau es hingenommen. Das Haus wurde, so der Apostel, in dem Dienen des Apostels Bimberg groß herausgestellt. Zwei Punkte seien daraus vertieft: Gott der sich in seinem Hause offenbart und der mitziehende Gott. Er vertiefte die Offenbarung Gottes in dem gottesdienstlichen Erleben, den Segnungen, der Gnade und dem Frieden. Auf den mitziehenden Gott bezogen spannte er beispielhaft den Bogen zu dem Diamantenen Paar. Über 60 Jahre ist Gott mitgezogen und hat sich zu seinen Zusagen bekannt. Auch das Volk Israel ist ein Beispiel. So konnten Siege errungen werden, die auf den Segen Gottes zurückzuführen sind. Wir sind alle gesegnet zu Gott und sollten die darin liegende Kraft nicht vergessen. Der bestochene Prophet Bieleam sollte den Segen Gottes umwandeln in einen Fluch. Doch jedes Mal wenn er verfluchen wollte, segnete er. Der Apostel verwies auf den heutigen Segen. Dieser Segen verlässt uns nicht.
Apostel Bimberg nahm noch einmal Bezug auf den Tempel worin die Zeiten zusammenfließen. Erinnerungen lässt Vergangenheit Gegenwart werden und Hoffnung lässt Zukunft Gegenwart werden. Erschauert unsere Seele wenn wir Gottes Gegenwart spüren? Der Apostel leitete darin auf Gottes Gegenwart im Sakrament des Heiligen Abendmahles über. Weiter sprach er den Zusammenhang des Vergebens an: Wer vergibt, dem wird vergeben. Er zielt mit der Frage „Vergeben wir?“ auf das Verhalten eines jeden Einzelnen. Vergeben heißt über Dinge zu reden wo man Ungutes erlebt hat ohne eine bittere Wurzel im Herzen. In diesem Sinn solle ein jeder Abendmahl halten.
Zur Überleitung auf die Sündenvergebung und das Sakrament des Heiligen Abendmahles erklang das Instrumentalstück "Hebe deine Augen auf" in einem musikalischen Satz nach Antonin Dvorak.
Eine Sängergruppe leitete nach dem Heiligen Abendmahl mit dem Lied "Gott, unser Festtag ist gekommen" auf die Segensspendung zur Diamantenen Hochzeit über. Apostel Bimberg ging in sehr persönlicher Weise auf das Diamantene Paar Ruth und Horst Heuer ein. Nur so viel sei an dieser Stelle wiedergegeben: Beide haben in den nunmehr 37 Jahren der Gemeindezugehörigkeit, er 8 Jahre als Gemeindevorsteher und 9 weitere Jahre für den Bezirk tätig, maßgeblich die Gemeinde geprägt. Insofern hat sich mit dem persönlichen Dank über Gottes bisherigen Beistand und Segen dem Jubelpaar eine große, ihnen sehr verbundene Festgemeinde angeschlossen.
Der Gottesdienst wurde mit Gebet und Segen beschlossen.
Nach dem Gottesdienst fand der Gemeindebrunch statt, zu dem alle Gäste willkommen waren.
Am Nachmittag wurden im großen Saal, der am Sonnabend gezeigte Gemeindefilm, sowie der am Mittwoch vorgeführte Film „Stimmen der Vergangenheit“, noch einmal nacheinander vorgeführt. Über 240 Gäste sahen sich die bewegenden Filme an.
Bis in die frühen Abendstunden wurden in vielen Begegnungen, Gesprächen und Austauschen von Erinnerungen Gemeinschaft erlebt.
Mit viel innerer Bewegung und Freude im Herzen traten die Besucher des Jubiläumsfestes die Heimfahrt an.
Gott befohlen bis auf ein Wiedersehen!