Kategorie: Bezirk
Von: UK
57. Geistliche Abendmusik - Concerto festivo
Lange hatte es gedauert, bis die schon vor Jahren ausgesprochene Einladung zu einem Konzert verwirklicht werden konnte. Am 17.01.2015 war es dann soweit. Stefan Kothner aus Schleiz spielte im Rahmen der 57. Geistlichen Abendmusik an der Jehmlich - Orgel in Leipzig-Mitte.
Sein gewähltes Programm war vielversprechend: Ein festliches Konzert, mit dem Ziel, evt. vorherrschende Vorurteile gegenüber zeitgenössischer Orgelmusik abzubauen. Und er hatte dieses Ziel erreicht und die - leider nicht sehr zahlreichen - Zuhörer in seinem Bann gezogen.
Das Programm, mit den sorgfältig ausgewählten Kompositionen, begann mit Gustav Merkels Fantasie d-moll; einem kräftigen Eingangssatz mit schnellen Läufen im Manual, einem gefühlvollem Adagio, wo sich die Melodie effektvoll zwischen der Oboe im 2. und dem Prinzipal im 1. Manual abwechselten, sowie als Schluss einem majestätischen Satz mit schnellen Pedalläufen.
Es folgte Dieter Blum`s Partita über den bekannten Choral: "Was Gott tut das ist wohlgetan". Obwohl 1964 geboren, wirkten die Akkorde der Ouvertüre vertraut: schöne barocke Klänge; die "silberne" Registrierung tat ihr übriges. Schade, dass Stefan Kothner (aus Zeitgründen?) das 2. Trio (c.f. im Tenor) weggelassen hat.
Von den 4 Kompositionen aus der Feder des Leipzigers Sigfrid Karg-Ehlert möchte ich den Choral: "O Gott, du frommer Gott" hervorheben. Hier merkte man, dass der Organist sich (bereits im alten Jahr) einen ganzen Tag Zeit genommen hat, die Orgel mit ihren vielfältigen Registriermöglichkeiten kennenzulernen. Im vorgenannten Choral wurde alles im piano vorgetragen. Doch Differenzierungen durch das Nutzen der leisesten Register aller 3 Manuale und das wirksame Einsetzen der 2 Schweller waren deutlich hörbar und der sphärische Charakter dieses Stückes war für die Zuhörer spürbar. Leider war die Rohrflöte 8`(das "Sorgenkind" unserer Orgel) nicht sehr rein, aber zum Glück nicht allzu störend.
Ein großartiges Werk mit 7 Sätzen des englischen Komponisten Robert Jones: Collage - Suite for Organ begann mit der Intrada. Schloss mann die Augen, so konnte mann förmlich ein royales Brautpaar durch den langen Mittelgang einer englischen Kathedrale schreiten (4/4 - Takt) sehen. In den folgenden Sätzen wurde geschickt die Oboe als Echo der Trompete eingesetzt. Das Glissando im Pedal beim Schlussakkord der Carillon-Fanfare stand zwar nicht in den Noten, hat mir aber persönlich gefallen, weil es effektvoll und charakterlich passend war.
Mit dem Präludium und der sich nahtlos anschließenden Fuge über den Choral "Großer Gott, wir loben dich" von Margaretha Christinan de Jong wurde ein schöner Schlusspunkt gesetzt. Ein herzlicher Applaus belohnte den Organisten, der jeweils zwischen den einzelnen Vorträgen frei moderierte und dabei Hintergrundwissen über die jeweiligen Komponisten vermittelte.
"Eine Stunde der Freude und Besinnung" wünschte Bezirksevangelist Poege allen Anwesenden zu Beginn der Geistlichen Abendmusik. Es war eine!